Abstracts
CURA ANIMARUM (2015) 1/1

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Hans-Arved Willberg

Psychotherapie und Spiritualität – auf dem Weg zur Integration? Darstellung und Kritik integrativer Modelle aus den letzten zwei Jahrzehnten
1. Teil


Einleitend werden die vorhandenen Grundmodelle der Zuordnung von Integrationbestrebungen in Psychotherapie und Seelsorge dargestellt. Der erste Teil des Artikels widmet sich dem bisherigen Weg der Psychotherapie in Richtung auf eine Integration der veschiedenen Schulen und, im Anschluss daran, der Zuordnung von Psychotherapie und Spiritualität aus dem Blickwinkel säkularer Psychotherapie, wofür zunächst eine allgemein plausible Definition von „Spiritualität“ skizziert wird. Es zeigt sich, dass hier wie dort der Weg vor allem durch die Kognitive Verhaltenstherapie gebahnt wurde. Im Angelsächsischen sind dort einige innovative Ansätze und Modelle entwickelt worden, die insbesondere christliche Spiritualität integrieren. In Mitteleuropa fehlen solche Modelle noch weitgehend. Nicht zuletzt aus integrationspolitischer Perspektive werden sie aber zunehmend benötigt.


Reinhard Scheerer

(Selbst-)Hypnose und Autogenes Training
Eine Gefahr für Christen?

Immer wieder ist die Rede von besonderen Gefahren, denen sich Christen angeblich aussetzen, wenn sie (Selbst-)Hypnose bzw. Autogenes Training praktizieren. Denn das sei Zauberei und als solche in der Bibel ausdrücklich untersagt. Demgegenüber wird zunächst daran erinnert, dass (Selbst-)Hypnose und Tranceerfahrungen ganz alltägliche Erscheinungen sind. Diese machen zugleich deutlich, worum es dabei wirklich geht - um eine Verschiebung der Aufmerksamkeit. In Abgrenzung zur Show-Hypnose werden sodann die hauptsächlichen Anwendungsgebiete der Heilhypnose vorgestellt und als unbedenklich erwiesen. Die eigentliche Gefahr für Christen entsteht deshalb nicht aus (Selbst-)Hypnose und Autogenem Training, sondern aus ihrer der ganz gewöhnlichen Angst vor Kontrollverlust geschuldeten Dämonisierung.


Helge Seekamp

Die besonderen Möglichkeiten christlicher Selbsthilfegruppen am Beispiel des deutschen „Endlich- Leben“-Gruppenmodells
Ein Forschungsdesign aus religionspsychologischer und konsistenztheoretischer Perspektive

Der Autor stellt eine spezifische Form eines christlichen 12-Schritte-Programms vor: das „Endlich-Leben-Programm“. Diese Selbsthilfegruppen, die für die Dauer eines Jahres konzipiert sind, gibt es in Deutschland seit 1994. International gibt es mittlerweile 2.000 Gruppen mit mehr als 15.000 Teilnehmern. Die „Endlich-Leben“-Gruppen verwenden das populäre 12-Schritte-Programm der Anonymen Alkoholiker, aber sie interpretieren es auf christliche Weise. Sie arbeiten mit Teilnehmern, die bei Suchtproblemen, unspezifischen Stressproblemen oder seelischen Störungen Hilfe suchen. Klaus Grawes Konsistenzmodell und das Modell des religiösen Copings nach Murken erweisen sich als hilfreich, um die Wirkungen dieser Gruppenarbeit zu begründen und zu interpretieren. Im Rahmen einer Dissertation in Praktischer Theologie möchte der Autor eine erste empirische Wirksamkeitsuntersuchung vorstellen. Es soll sich um eine quantitative sozialwissenschaftliche Studie unter der Fragestellung handeln, wie „Endlich-Leben“-Gruppen dazu beitragen, die seelische Gesundheit zu verbessern, indem sie psychologische und spirituelle Ressourcen aktivieren.