Abstracts
CURA ANIMARUM (2021) 7/1

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Hans-Arved Willberg

Sokratische Gesprächsführung
Einführende Übersicht

Der ursprüngliche Sokratische Dialog diente zwar grundsätzlich so wie das moderne Sokratische Gespräch in der Kognitiven Verhaltenstherapie auch der Psychagogik, weniger aber in explizit therapeutischer Funktion als vielmehr im Rahmen einer wettkampforientierten öffentlichen Auseinandersetzung zu ethischen, philosophischen und politischen Themen. Für den philosophischen Unterricht neu aufbereitet wurde er insbesondere von Leonard Nelson, der ihm kommunikationsethisch eine Gestalt gab, die nahtlos zu Grundprinzipien der Humanistischen Psychologie passt, wie auch in das Denkmodell der Theorie des kommunikativen Handelns nach Habermas. Der Beitrag verschafft einen historisch orientierten Überblick, in welchem die Hauptkriterien der Sokratischen Gesprächsführung deutlich werden.


Hans-Arved Willberg

Sokrates und die Sophisten

Dieser Beitrag ist ein überarbeiteter Auszug des entsprechenden Kapitels in H.A. Willbergs Buch „Philosophie der Lebensbejahung“ (Willberg, 2021, S.102-123). Es zeigt sich, dass wesentliche Merkmale der zur Zeit von Sokrates und Platon vorherrschenden sophistischen Philosophie auch kennzeichnend für das dominierende Denken in der so genannten Postmoderne sind. Der Sinn Kognitiver Verhaltenstherapie und Seelsorge hängt davon ab, sich der allgemeinen Wahrheitsrelativierung nicht zu unterwerfen. Ohne den Glauben daran, dass es es rationale Wahrheitserkenntnis mit Verbindlichkeitsanspruch wirklich gibt, würde sich eine Theorie der Sokratischen Gesprächsführung in Seelsorge und Therapie erübrigen.